Rice, Lisa Marie - Dangerous 2 by Gefaehrliches Spiel

Rice, Lisa Marie - Dangerous 2 by Gefaehrliches Spiel

Autor:Gefaehrliches Spiel
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


14

Wassily Worontzoffs Villa

Donnerstagabend, 24. November

In dem Moment, in dem Nick die Granitstufen hinauf und durch die Tür in Worontzoffs Haus – Palast wäre ein besseres Wort – trat, richtete sich jedes Haar auf seinem Körper auf. Es gab keinen offensichtlichen Grund dafür. Absolut keinen Grund, warum sein Blut gefror, keinen Grund für den Adrenalinstoß.

Jeder, der die Treppe hinauf und ins Haus kam, war elegant und reich. Ehrbare Bürger, Kulturexperten. Das Summen kultivierter Stimmen klang durch das riesige Foyer, vermischt mit dem Murmeln gut geschulter Bediensteter, die die Mäntel entgegennahmen, Getränke anboten und die Gäste in eine große Empfangshalle führten.

Nick erkannte den Gouverneur von Vermont, zwei Senatoren großer Bundesstaaten, einen Hightech-Tycoon und einen bekannten Filmregisseur. Alle anderen sahen zumindest so aus, als wären sie berühmt. Das Durchschnittsalter lag bei fünfzig, das Durchschnittseinkommen bei mehreren Millionen Dollar pro Jahr.

Das war’s.

Er war in der Höhle des Löwen.

In solchen Momenten lief Nick zu Höchstform auf. Er war am besten in extremen Situationen, direkt im Herzen der Gefahr. Dort hatte er sich schon oft befunden. Das war schließlich der Sinn der Undercoverarbeit: dem ungeschützten Zentrum möglichst nahezukommen, als Insider.

Das war der Moment, in dem der innere Mechanismus ansprang, der ihn seit seiner Geburt auszeichnete und der ihm den Namen Iceman eingebracht hatte. Es war wie ein sechster Gang, und wenn der einrastete, arbeiteten seine Gedanken, seine Sicht, sein Gehör besser. Er war sich seiner Umgebung übernatürlich genau bewusst, sein ganzer Körper lief wie eine gut geölte Maschine. Nach außen wirkte er kühl und ruhig, während sein Kopf die komplizierte Geometrie des Verrats kalkulierte.

Während das selbstgefällige, geschniegelte Volk Worontzoffs Horsd’œuvres aß, seinen französischen Champagner trank und sich selbst gratulierte, in das Haus des berühmten Mannes eingeladen worden zu sein, schätzte Nick die Situation ab. Fünfundneunzig Prozent der Leute hier waren so ahnungslos wie Lämmer auf dem Weg zur Schlachtbank. Sie hatten keine Ahnung, in was sie hier verwickelt waren. Sie dachten, sie wären unter ihresgleichen. Sie waren es nicht. Sie waren unter Monstern.

Für Nick war es immer wieder unfassbar, wie Menschen von Raubtieren umgeben sein konnten und nicht fühlten, dass sie anders waren.

Ein älterer Gentleman mit einem Ebenholzstock mit einer silbernen Kugel an der Spitze nahm einen Drink von einem Tablett, das einer von Worontzoffs Untergebenen anbot. Er bemerkte nicht die Stacheldrahttätowierung, die unter der schneeweißen Manschette sichtbar war, oder die leichte Wölbung unter der linken Achsel bei dem Mann, der das Tablett trug. Ohne Zweifel hatte dieser Handlanger eine weitere Waffe in einem Knöchelholster und ein Messer in einer Scheide an seiner Hüfte. Nicht zu vergessen die Garotte in seinem schicken Kummerbund. Er war ganz ohne Zweifel einer von Worontzoffs Männern. Stahlgrauer Bürstenschnitt, Messernarbe an der Kinnlinie, in den Fünfzigern und fitter, als es jeder Zwanzigjährige hoffen konnte zu sein.

Der ältere Gast nahm glücklich ein Glas von dem Tablett, welches Bürstenschnitt ihm hinhielt, nicht ahnend, dass Bürstenschnitt ihm auf ein Wort von Worontzoff hin die Kehle herausreißen würde.

Aber Nick wusste es. Er war sein ganzes Leben lang von Leuten wie Bürstenschnitt umgeben gewesen, und all seine Sinne waren in höchster Alarmbereitschaft.



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